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Alle Wände voll zu tun

Ein Beitrag über das Robotikunternehmen KEWAZO

Die Automatisierung stößt dank Robotik und digitaler Revolution in immer neue Dimensionen vor. Künstliche Intelligenz wird zum Dreh- und Angelpunkt von Industrie 4.0 – Maschinen lernen aus Daten und treffen automatisierte, intelligente Entscheidungen. So lassen sich nicht nur in der Fertigungshalle Prozesse beschleunigen, sondern auch auf der Baustelle. Das Beispiel KEWAZO zeigt, wie smarte Robotik Handwerksbetriebe nach vorne bringt. Und nicht nur diese.

Schlüsseltechnologie der Digitalisierung

Was Künstliche Intelligenz (KI) kann, davon hat jeder schon eine Vorstellung. Zum Beispiel den amtierenden Schach- oder GO-Weltmeister besiegen. Musik komponieren. In Sekundenbruchteilen aus dem Abgleich mit 50.000 Iris-Scans eine qualifizierte Diagnose erstellen. Oder – wie erst kürzlich gemeldet – einen Termin vereinbaren, ohne dass der Friseur oder das Restaurant merkt, dass nur eine Maschine am Telefon ist. Kann KI also so gut wie alles? Im Prinzip ja. Um aber das wahre Potenzial von KI zu erkennen, braucht es doch mehr als nur Phantasie. Zwar ist sie in vielen Branchen längst Realität, in anderen aber noch Zukunftsmusik. Roy Amara, Mitgründer des Institute for the Future in Palo Alto (Silicon Valley), hat es mal so formuliert: „Wir neigen dazu, die Wirkung einer Technologie kurzfristig zu überschätzen und auf lange Sicht zu unterschätzen.“

Was also ist Künstliche Intelligenz genau?

Ein Definitionsversuch: KI kann aus historischen Daten etwas lernen und das Gelernte dazu nutzen, automatisierte Entscheidungen bezüglich konkreter Ereignisse treffen. Eines der zentralen Einsatzfelder ist die sogenannte Predictive Maintenance – also die vorausschauende Wartung von technischen Infrastrukturen oder Produktionsmaschinen. Ein Portfoliounternehmen der MIG, das sich in diesem Bereich bereits weltweit einen Namen macht, ist KONUX. Mit der Kombination aus smarter Sensorik, Datenfusion und KI-basierter Analytik wurde KONUX zum Star der deutschen Start-up Szene. Die Deutsche Bahn rüstet sich mit KONUX für mehr Pünktlichkeit (mehr dazu in dem Portrait KONUX).

Ob intelligente Sensoren im Freien, Robotik in der Fertigungshalle oder Lieferdrohnen in der Logistik – die Kombination   aus Automatisierung bzw. Robotik und KI wird unseren Alltag grundlegend verändern. Umso spannender die Frage, ob dieses Potenzial auch im Handwerk genutzt wird. Auf breiter Basis wohl eher: nein. Ein weiteres Portfoliounternehmen der MIG ist auf bestem Wege, gerade hier zum Vorreiter zu werden. Und das in einem Segment, das mit Digitalisierung bisher so gut wie keine Berührungspunkte hatte: Gerüstbaubetriebe. Das Start-up KEWAZO – erst im März 2018 gegründet – hat ein intelligentes System aus Schienen, Robotermodulen und Transportplattformen entwickelt, das den Gerüstmontageprozess teilautomatisiert und ein digitales Datenportal in die Baustelle einführt. Das ist in der Branche eine Neuheit. Zwar wickeln manche Betriebe ihre Gerüstplanung bereits mittels Building Information Modeling (BIM) ab oder versuchen, durch die Verwendung von RFID-Chips eine vollautomatisierte Lagerverwaltung umzusetzen. Aber die Auf- und Abbauarbeiten auf der Baustelle selbst sind mehrheitlich von klassischer Handarbeit geprägt und damit sehr lohnintensiv. Moderne IT ist beim Großteil der Gerüstbaubetriebe nur bei Planungs- und Verwaltungsprozessen, in der Kommunikation mit Kunden und Lieferanten sowie bei der Abrechnung im Einsatz.

» KI ist die größte Chance für die deutsche Wirtschaft, um wettbewerbsfähig zu bleiben und weltweit an der Spitze
mithalten zu können. «

Nun zeichnet sich ab, welche Potenziale KI-gestützte Robotik auch im Handwerk entfalten kann: Wo bisher mindestens 3 Arbeitskräfte und mehrere Tage für Auf- und Abbau eines Gerüsts erforderlich waren, können alle Arbeiten mit dem KEWAZO-System in zwei Drittel der Zeit erfolgen, und das mit nur 2 Personen. Zudem bringt die Lösung mehr Transparenz über den Baufortschritt und die vorhandenen Gerüstteile. Auch das ist ein Vorteil, der sich rechnet, denn der „Schwund“ an Gerüstbauteilen ist meist recht groß und das schlägt mit Kosten empfindlich zu Buche.

 

Der erste Prototyp im Einsatz

Quelle: digitalisierungsindex.de

Die ersten Prototypen im Einsatz

Im März 2018 gestartet, konnte KEWAZO bereits im April in mehreren Kundenvalidierungen die ersten Prototypen entwickeln und hat bereits Patente angemeldet. Derzeit laufen drei Pilotprojekte als Feldtest, um die Prototypen weiter zu verfeinern. Erste Hälfte 2019 soll die Serienfertigung und Vermarktung anlaufen. Die Gründer sind zuversichtlich, dass der Markt schnell überzeugt werden kann. Sobald sich herumspricht, dass es Betriebe gibt, die nicht nur deutlich kostengünstiger anbieten können, sondern auch schneller auf- und abbauen, ist für Nachfrage gesorgt.

Das Unfallrisiko minimieren

Leonida Pozikidis, einer der Gründer, erwähnt einen weiteren Aspekt, der sich durch den Einsatz des KEWAZO-Systems verbessert: „Im Gerüstbau geht es nicht um Effizienz allein, sondern auch um Sicherheit. Die Branche zählt im Bauhandwerk zu den gefährlichsten Berufen, 6.000 Unfälle passieren jedes Jahr.“ Mit intelligenter Robotik kann das Unfallrisiko deutlich minimiert werden.

Dabei ist das KEWAZO-System nicht nur im Gerüstbau einsetzbar. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind:

Robotik im Bauwesen

Die Industrie geht voraus – das Handwerk holt auf

Noch steht das Handwerk in Sachen Robotik am Anfang. Aber Lösungen wie die von KEWAZO können einen enormen Schub entfalten, sobald sie sich in der Praxis bewähren. Dafür hat KEWAZO beste Voraussetzungen geschaffen. Aus intensiven Vorgesprächen mit Gerüstbaubetrieben aus ganz Deutschland flossen viele wertvolle Detailverbesserungen ein. Auch Schulungen für Mitarbeiter und Seminare für Betriebsinhaber sind in Vorbereitung. KEWAZO versteht sich auch als Berater und Dienstleister, weit über die Robotik hinaus, will Akzeptanz schaffen und Hilfestellung geben, um die Prozessabläufe auf der Baustelle zu verbessern. Das kommt in der Branche an.

„Viele Firmen haben nicht mehr als 15 Mitarbeiter,“ sagt Diplomingenieurin Johanna Erlbacher vom Kompetenzzentrum Digitales Handwerk in Bayreuth, „aber die Vernetzung der Arbeitsprozesse bringt auch kleine Betriebe weiter.“

» Jeder Automatisierungsschub hat zwar Arbeitsplätze gekostet, in der Regel einfache. Aber er hat immer auch neue geschaffen, meist anspruchsvolle. «

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