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MIG-Beteiligung APK liegt voll im Zeitgeist

Ein Beitrag von Dr. Sören Hein
Partner der MIG Capital AG

Immer mehr Plastikmüll belastet unsere Umwelt und verschmutzt die Weltmeere. Das Recycling von Plastik steckt dabei noch in den Kinderschuhen. Weltweit gibt es allein aus Verpackungskunststoffen jährlich rund 80 Millionen Tonnen an Abfällen, von denen weniger als zehn Prozent in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Der Rest wird verbrannt, endet auf Deponien oder gelangt unkontrolliert in die Umwelt.

Plastikabfälle, das ist das Problem, sind technisch viel schwieriger zu recyceln als andere Grundstoffe. Für eine echte Kreislaufwirtschaft geht es nur mit innovativen verbesserten Technologien. So müssen beispielsweise die einzelnen Sorten der Kunststoffabfälle vor der Wiedergewinnung aufwendig getrennt werden. Es reicht also nicht, Kunststoffe vermischt zu lassen. Die Produkt-Eigenschaften der Rezyklate wären dann zu schlecht, um vermarktbar zu sein.

An diesem Punkt setzt unser Beteiligungsunternehmen APK aus Merseburg in Sachsen-Anhalt an. APK besitzt eine Technologie-Plattform, mit der ein einziger Polymer-Typ quasi „chirurgisch“ aus den Plastikabfällen herausgelöst wird. Dadurch bleiben die Polymere (Ketten) intakt und werden nicht auf Monomere, also die einzelnen Bauteile, heruntergebrochen oder gar verbrannt. Der Vorteil dieses Verfahrens, das APK patentgeschützt besitzt, besteht darin, dass das Rezyklat den hohen Energiegehalt beibehält, der einst in die Herstellung des Kunststoffs geflossen ist.

Mit diesem USP hat sich APK seinen Platz in der europäischen Recycling-Landschaft erobert, insbesondere wenn es darum geht, Lösungen für komplexe Warenströme anzubieten, die hochwertig verwertet werden sollen.

Neben der technologischen Machbarkeit der Kunststofftrennung arbeitet APK an weiteren sehr komplexen Fragestellungen. Im Recycling geht es immer darum, die beste Brücke zwischen Rohmaterial und Produkt zu finden. Es gibt sehr viele mögliche Warenströme und auch sehr viele mögliche Produkte, in denen das wiedergewonnene Plastik Verwendung finden könnte. Die Warenströme sind sehr variabel, weil die Sortierer beispielsweise oft nicht mit denselben Technologien arbeiten und nicht alle dieselben Ziele verfolgen. Zudem gibt es saisonale Schwankungen im Haushaltsmüll, was Recycling im industriellen Maßstab ebenfalls erschwert.

Viele Problemstellungen stecken also im Detail, um aus der APK-Technologie eine funktionierende Wertschöpfungskette zu implementieren. Es erfordert sehr viel Verständnis, ein robustes Werk tatsächlich zu bauen und profitabel zu führen. Das ist der Unterschied zwischen Labormaßstab und einer echten, skalierbaren Produktion, wie wir es zusammen mit dem APK-Management anstreben.

Auf diesem Weg zu einem tragfähigen Geschäftsmodell, das dann auch einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leistet, konnte APK kürzlich zwei wichtige Partner gewinnen: LyondellBasell und KIRKBI. LyondellBasell ist einer der weltweit größten Chemiekonzerne, dessen Kerngeschäft sich unter anderem in den Technologie-Feldern bewegt, die auch APK beschäftigen. KIRKBI ist das Family Office der dänischen Eigentümerfamilie von Lego, das sich auf nachhaltige Investments spezialisiert hat. Beide neuen Co-Investoren sind demnach „Strategen“, die sehr viel Expertise und Erfahrung bei der Zielsetzung von APK einbringen. Für uns als langjährigen Erstinvestor ist die Erweiterung des Investorenkreises ein sehr willkommener Indikator, dass wir mit APK auf dem richtigen Weg sind.

Die Verwendung dieser Finanzierungsrunde ist klar abgesteckt. Mit dem frischen Geld werden zwei neue Werke gebaut. Auch die darauffolgenden Schritte zeichnen sich ab. Über weitere Werke und Lizenzen soll das Geschäftsmodell von APK skaliert werden.

Schon mit dem Einstieg der beiden neuen Investoren und dem Bau der beiden Werke wird deutlich: APK ist an dem Punkt, wo viele andere spannende Technologien aus dem Labor oft scheitern: Das ostdeutsche Unternehmen stellt ein vermarktbares Produkt her – in diesem Fall ein Granulat aus Kunststoffabfällen, das zurück in die Kreislaufwirtschaft fließt.

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