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Immatics und BioNTech

Warum Immatics & BioNTech an die Nasdaq gegangen sind

Ein Kommentar von Dr. Matthias Kromayer, General Partner der MIG AG

Zunächst ist es eine gute Nachricht. Mit viel Furore wurden in den vergangenen 12 Monaten drei deutsche Biotech-Unternehmen an der Nasdaq gelistet. An BioNTech und Immatics waren die MIG Fonds beteiligt. Hinzu kommt Curevac, mit dessen Hauptaktionär Dietmar Hopp wir zusammen bei Immatics seit vielen Jahren investiert sind. Mit den ausgesprochen erfolgreichen Börsengängen und dem Engagement von BioNTech und Curevac bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Sars-CoV-2 Virus steht die deutsche Biotech-Szene so sehr im Rampenlicht wie noch nie zuvor.

 

Das freut uns natürlich besonders. Wir haben früh das Potenzial der Branche erkannt, insbesondere im Rahmen von disruptiven Ansätzen im Kampf gegen Krebs, Stichwort: mRNA-basierte Krebsimmuntherapien. In unserem Portfolio befinden sich noch mehrere weitere junge Firmen mit biomedizinischen Ansätzen, die wir ebenfalls zum Erfolg führen wollen.

 

Doch bei aller Euphorie bleibt ein Wermutstropfen: Ihren Börsengang mussten BioNTech und Immatics in den USA machen; in Deutschland wäre das nicht möglich gewesen, gerne würden wir solche Börsengänge auch in Deutschland in Erwägung ziehen können. Zu diesem Umstand habe ich kürzlich einige Reporterfragen beantwortet, die ich hier mit Ihnen teilen möchte:

Was hat die Nasdaq europäischen Börsenplätzen wie der Euronext als IPO-Plattform für deutsche Biotechs voraus?

Zuerst einmal die schiere Größe: Die Nasdaq hat mit rund 900 Biotech-Listings fast 10-mal mehr als der europäische Börsenplatz Euronext und insgesamt mehr als 20-mal so hohe Marktkapitalisierungen. Allein die wertvollsten 10 Biotechs an der Nasdaq sind zusammen über 500 Milliarden Dollar wert gegenüber rund 25 Milliarden Dollar aller Euronext-Biotech-Unternehmen. Zweitens arbeiten bei den Investoren und vor allem bei den Investment Banken hervorragend ausgebildete Analysten, oft mit dualer Ausbildung, die Biotech im Allgemeinen und oft auch einzelne innovative Segmente in jedem Detail verstehen. Drittens sind an der Nasdaq nicht nur alle US-amerikanischen Investoren aktiv, sondern auch internationale, vor allem asiatische. Und schließlich haben die in den USA aktiven Investoren ein völlig anderes Verhältnis zu Risiko und Renditechancen: Nur wer es versucht, bekommt die Chance auf großen Erfolg. Und nur wer groß denkt, hat am Ende auch großen Erfolg. Das ist weniger eine Eigenschaft der Nasdaq als Plattform, als der dort aktiven Investoren.

Erwarten Sie, dass sich angesichts der Schlüsselrolle, die Biotechs bei der Eindämmung von Covid-19 spielen, die Aufnahmebereitschaft der Kapitalmärkte für Biotech-IPOs in den nächsten Monaten weiter erhöht?

Ja. Wenn mindestens eines der Biotechs einen wirksamen Impfstoff auf den Markt bringt, erwarte ich einen Run auf Biotech. Der bisherige Hype des Nasdaq bei Biotech-Aktien, die seit dem Tiefpunkt am 16. März über 40 Prozent gestiegen sind, nimmt das jetzt schon voraus. Geld ist genügend vorhanden, und es gibt genügend reife Biotechs, zumindest in den USA. Ein Risiko sehe ich allerdings darin, dass sich gefühlt fast jedes Biotechunternehmen auf SARS-CoV-2 oder COVID-19 fokussiert; das ist im IPO-Markt unglaubwürdig. Die anderen Erkrankungen haben nicht aufgehört zu existieren – im Gegenteil.

Welche Voraussetzungen müssen deutsche Biotechs mitbringen, um US-amerikanische Kapitalgeber zu überzeugen?

Zum absoluten Pflichtprogramm gehört ein 1a Finanz- und Reportingwesen. Aber die US-Investoren erwarten mehr: Eine absolute Spitzentechnologie, am besten aus einer berühmten Universität. Eine überragende „Equity Story“, aus der hervorgeht, warum und wie das Unternehmen die Welt in ihrem Bereich verändern wird. Konkrete Ziele, an denen das Biotech später gemessen werden kann. Das Wichtigste: Eine charismatische Führungsperson aus Wissenschaft oder Business, die das Besondere mitreißend rüberbringen und verkaufen kann. Ohne eine glaubwürdige Lichtgestalt wird es ganz schwierig.

 

Das große Glück für uns bei den MIG Fonds ist, dass wir gerade bei BioNTech und Immatics diese Kriterien in hohem Maße erfüllen.

Artikel vom 12. Oktober 2020 | Foto: Pexels

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