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Wirksamkeit von Impfstoffen

Was Otto Rehagel über die Wirksamkeit von Impfstoffen wusste

Ein Beitrag von Dr. Matthias Kromayer
General Partner der MIG AG

„Die Wahrheit liegt auf dem Platz“ ist eine legendäre Fußballerweisheit, die der oft recht knorrige Trainer Otto Rehagel gerne zitierte. Was zu jedem Stammtischgespräch über den Fußball dazugehört, gilt auch für andere Bereiche unseres Lebens. Etwa für die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen das SARS-CoV-2-Virus. Eine Frage, die momentan die ganze Welt bewegt.

 

Wissenschaftler, Ärzte und Pharmaunternehmen wissen seit Jahren, dass die Prüfung ihrer Arzneimittel im Rahmen der klinischen Entwicklung nicht viel mehr ist als das Trainingslager – um in der Sprache des Fußballs zu bleiben. Wenn in den für die Zulassung der Corona-Impfstoffe relevanten Phase-III-Studien Werte von beispielsweise über 90 Prozent Wirksamkeit errechnet und veröffentlicht wurden, wie dies für die Vakzine von BioNTech und Moderna der Fall war, dann wussten die Arzneimittel-Profis, dass dies lediglich eine erste Momentaufnahme sein konnte. Trainingslager eben.

 

Wichtig ist auf dem Platz: Wirksamkeit von Impfstoffen

 

Die wahre Prüfung kann nur der Einsatz in der „echten“ Welt sein. Zu viele Einflussfaktoren lassen sich „da draußen“ später gar nicht mehr erfassen, messen oder gar steuern. Anders als unter kontrollierten Laborbedingungen einer klinischen Studie. Patienten können an weiteren Krankheiten leiden, zusätzliche Medikamente einnehmen, sich ungewöhnlich ernähren oder genetische Normvarianten aufweisen, die sie unerwartet anders auf die Medizin ansprechen lassen. Die Fachleute nennen so etwas confounding factors, also „verwirrende Faktoren“. Und in der Tat bleibt es manchmal rätselhaft, warum Medikamente im Markt floppen, obwohl sie die Testphase erfolgreich gemeistert hatten.

 

Deshalb ist es immer besonders spannend zu sehen, wie sich neue Medikamente „auf dem Platz“ schlagen. Genau so ging es in den letzten Wochen den Erfindern des SARS-CoV-2-Impfstoffes von BioNTech und Pfizer. Nach der erfolgreichen Zulassungsstudie mit rund 44.000 Probanden stand die Frage im Raum, wie gut das Comirnaty® genannte Vakzin in der Praxis tatsächlich abschneiden würde. Am Donnerstag letzter Woche war es dann so weit: Gemeinsam mit dem israelischen Gesundheitsministerium veröffentlichten BioNTech/Pfizer eine Zwischenauswertung ihres nationalen Impfprogramms, quasi den Halbzeitstand des Projekts.

 

Israel und die Real World

 

Das Ergebnis hat alle Erwartungen übertroffen. Die sogenannten Real World-Daten bestätigen die ohnehin schon beeindruckenden Daten der Zulassungsstudien. Und zwar in allen Aspekten: Mindestens 97 Prozent Wirksamkeit bei voll geimpften Personen in Bezug auf die Verhinderung von COVID-19 (also der symptomatischen Erkrankung), schwerer und kritischer Fälle sowie Tod. Asymptomatische Fälle, also Infektionen ohne Krankheitsanzeichen, verhindert Comirnaty® zu 94 Prozent. Damit steht nun ohne jeden Zweifel fest, dass BioNTech und Pfizer einen sicheren und wirksamen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entwickelt und hergestellt haben. Und das als Klassenerster.

 

Damit steht nun ohne jeden Zweifel fest, dass BioNTech und Pfizer einen sicheren und wirksamen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entwickelt und hergestellt haben. Und das als Klassenerster.

 

Eine weitere spannende Frage gilt es noch zu klären: Warum ist ausgerechnet Israel in der Lage, solche Real World-Daten zu liefern? Die Regierung des Landes hat frühzeitig mit BioNTech/Pfizer einen cleveren Deal ausgehandelt: Das Land soll einen höheren Preis für das Vakzin bezahlt haben und erhielt dafür besonders schnell viele Dosen des begehrten Impfstoffs. Außerdem war vereinbart, dass das Gesundheitsministerium in Israel die Impflinge engmaschig verfolgt und testet. Dadurch konnten umfangreiche Daten beispielsweise auch zu Infektionen ohne Symptome erhoben werden.

 

Die Daten aus Israel wurden ungefiltert an BioNTech/Pfizer weitergeleitet. Für BioNTech/Pfizer fungierte Israel somit als großes Labor, was in vielen anderen Ländern aufgrund von Datenschutzbestimmungen gar nicht möglich gewesen wäre. Das Zusammenspiel zwischen Israel und BioNTech/Pfizer entpuppt sich damit zu einer gigantischen Private-Public Partnership zum Nutzen der ganzen Menschheit. Denn immerhin profitieren staatliche Epidemiologien und Entscheider rund um den Globus von den sensationellen Ergebnissen. Dass BioNTech ein MIG-Portfoliounternehmen ist, macht uns natürlich besonders stolz.

 

Da verkraften wir es sogar, dass diesmal Israel Weltmeister geworden ist. Otto Rehagel wurde ja auch nicht mit der deutschen Fußballnationalmannschaft Europameister, sondern mit jener aus Griechenland.

17. März 2021 | Fotos: Abenteurer Morane (links), BioNTech (rechts)

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