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HawkCell kommt gut voran und erweitert seine digitalen Leistungen auch auf die Auswertung von CT-Bildern

Autor: Andreas Kastenbauer, Partner MIG Capital

Seitdem sich der MIG Fonds 17 Anfang 2024 an dem französischen Start-up HawkCell mit vier Millionen Euro beteiligt hat, setzen wir auf einen vergleichsweise jungen Trend in der Tiermedizin. Seit etwa fünf bis sieben Jahren wollen die Halter von Haustieren wie Hunden und Katzen ihren Liebsten im Fall von Krankheiten zunehmend eine medizinische Hightech-Diagnostik angedeihen lassen, die bei Menschen eine Selbstverständlichkeit ist: MRT-Bilder. Weltweit haben sich inzwischen rund 2.000 Tierarzt-Praxen und -Kliniken MRT-Geräte angeschafft, etwa 100 davon in Deutschland. Tendenz stark steigend.

Nun ist die Anwendung bildgebender Diagnostik bei Tieren nicht trivial. Die erste Hürde dabei ist die richtige Positionierung des Tieres in der MRT-Röhre. Zudem sind Haustiere wie Hunde – im Gegensatz zum Menschen – sehr unterschiedlich in Rasse, Größe und Körperbau. Für gute Scans müssen die Tiere zudem häufig umpositioniert werden. Hinzu kommt, dass Tiere für die Aufnahmen ruhiggestellt werden müssen. Dazu sind dann Narkosen von bis zu drei Stunden Dauer notwendig. Eine für die oft älteren und kranken Tiere aufwendige und belastende Prozedur. Ein zusätzlicher Engpass: Bei der Analyse der MRT-Bilder besitzen die behandelnden Veterinären noch wenig Erfahrung – dafür wird diese Diagnostik einfach noch zu kurz angewandt. Radiologen, die sich auf die Analyse von MRT-Bildern von Tieren spezialisiert haben, sind ebenfalls rar.

An diesem Punkt kommt das 2019 gegründete HawkCell mit mehreren Innovationen ins Spiel.

Innovation 1: HawkCell hat als Hardware maßgeschneiderte Liegen (Positionierer) entwickelt, die speziell für Haustiere geeignet und an deren Körperbau angepasst sind. Diese Positionierer können bei MRTs aller großen Hersteller wie Siemens oder General Electric benutzt werden und erleichtern die Bildgebungen erheblich.

Innovation 2: In diese Positionierer kann HawkCell die sogenannten Spulen, die mit Hilfe von Magnetwellen die MRT-Bilder erstellen, einbauen. Diese Integration wurde erstmals im September 2024 bei MRT-Geräten von Siemens erprobt. Damit gelingt es technisch, noch deutlich bessere Bilder zu erzeugen.

Innovation 3: HawkCell hat eine Software entwickelt, mit der MRT-Bilder von Haustieren auch mit Hilfe von KI analysiert werden können. Dafür hat HawkCell bereits mehrere Millionen Bilder eingelesen und kann so Cluster und Krankheitstypen bilden. Diese Analysen helfen in der noch jungen Disziplin Tiermedizinern bei Diagnosen enorm. Die Software von HawkCell ist damit ein Enabler für die richtigen Schlussfolgerungen aus MRT-Bildern. Besonders beliebt ist dieser Service vor allem bei der Zielgruppe der sogenannten Teleradiologisten für Tiere, die Veterinäre bei der Auswertung der Bilder beratend zur Seite stehen.

Neben diesem Geschäftsmodell von HawkCell, das sich an Tiermediziner wendet und zur Tiergesundheit beiträgt, verfolgt die junge Firma aus Lyon ein zweites Standbein – die Unterstützung von präklinischer Forschung.

Tiere werden bekanntermaßen für unterschiedlichste Forschungszwecke eingesetzt, ein notwendiges aber aus tierethischer Sicht sehr umstrittenes Feld. Zusammen mit der tiermedizinischen Fakultät der Universität in Lyon arbeitet Hawkcell daran, durch die Einführung präziser In-vivo-Bildgebung, die Sicherheit und Wirksamkeit von Arzneimitteln zu testen. HawkCells Leistungen ermöglichen wesentlich genauere, bessere und schnellere Erkenntnisse bei den präklinischen Untersuchungen. Das hat zwei entscheidende Vorteile:

1. Wesentliche Reduktion der Risiken: Die Untersuchungen mit HawkCell ermöglichen eine große Annäherung der Aussagekraft von Tierversuchen zu den klinischen Phasen mit menschlichen Probanden. Somit reduziert sich das Risiko, die Sicherheit und Wirksamkeit zu verfehlen und Medikamente können damit schneller und günstiger entwickelt werden.

2. Beitrag zum Tierwohl: Die Anzahl der Versuchstiere wird maximal reduziert, da HawkCell nur wenige Untersuchungen braucht, um auf bessere Ergebnisse zu kommen, im Vergleich zu herkömmlichen Methoden.    

Diese Vorteile bewegen führende Auftragsforschungsunternehmen dazu, mit HawkCell ins Geschäft zu kommen.

Ein neues Betätigungsfeld

Neben den dargestellten Aktivitäten erschließt sich HawkCell derzeit einen weiteren Markt. In der Diagnostik von Tieren sind seit längerem CT-Geräte im Einsatz. CTs sind zwar gegenüber MRTs strahlenbelastend und in der Bildgebung oft nicht so genau, dafür ist jedoch der Markt älter und derzeit noch deutlich größer als bei MRT-Geräten. Aber auch bei der CT-Bildgebung kann die Software von Hawkcell entscheidende Impulse geben. HawkCell entwickelt hierfür derzeit ihren ersten Prototypen.  

HawkCell ist also auf gutem Wege, seine Mission zu erfüllen.

Mit der Revolutionierung der bildgebenden Verfahren und Diagnosen, einem mehr an Komfort und kürzeren Untersuchungszeiten hilft das Startup, Haustiere medizinisch effektiver zu versorgen. Und: durch die Einführung von präziser In-vivo-Bildgebung unterstützt HawkCell die präklinische Forschung dabei, die Zahl von Tierversuchen deutlich zu reduziert.