MIG Fonds 18: Erstes Investment des neuen Fonds in CoreMedic
Autor: Matthias Guth, Venture Partner MIG Capital
Herzklappen kommen bei Menschen in fortgeschrittenem Alter ihrer Aufgabe häufig nicht mehr vollständig nach. Wenn die Klappen nicht mehr gut schließen, ist ein gefährlicher Leistungsabfall des Herzens die Folge, man spricht dann von einer Herzinsuffzienz. Eine besonders beanspruchte Herzklappe ist die sogenannte Mitral-Klappe. Die häufigste Ursache eines Mitral-Klappenfehlers ist dabei das Reißen von feinen Sehnenfäden, die die Klappe am Herzmuskel verankern und stabilisieren. Dies führt dazu das die Mitral-Klappe nicht mehr richtig schließen kann. Diese gerissenen Sehnenfäden können bei einer aufwendigen Operation am offenen Herzen rekonstruiert werden. Eine solche Operation, die mit einer Öffnung des Brustkorbs und dem Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine einhergeht, ist riskant und nicht für jeden Patienten möglich.
CoreMedic, das erste Investment des MIG Fonds 18, hat nun ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem die Sehnenfäden der Mitral-Klappe minimalinvasiv ersetzt werden können. Über einen Katheterzugang an der Leistenvene wird ein sehr kleines, rund 3 Zentimeter langes Implantat eingebracht. Damit werden die gerissenen Sehnenfäden der Herzklappe ersetzt. Dieser Eingriff findet am schlagenden Herzen statt. Die Mitral-Klappe schließt anschließend wieder korrekt. CoreMedic nennt ihre Technologie ChordArt.
„CoreMedic bietet mit seiner innovativen Transkatheter-Technologie für die Rekonstruktion der Mitral-Klappe eine minimalinvasive Alternative zu herkömmlichen chirurgischen Methoden.“
ChordArt ist dabei zunächst eine Lösung für Patienten, für die eine Operation am offenen Herzen zu risikobehaftet wäre. Bereits vor einigen Jahren wurde das ChordArt Implantat über eine herkömmliche Operation bei 5 Patienten eingebaut. Von diesen Patienten gibt es nun bereits 5-Jahres Daten, die zeigen, dass das Implantat bis heute stabil ist und längerfristig funktioniert.
Wir sind Anfang dieses Jahres nun bei CoreMedic im Rahmen einer erweiterten Serie-B-Finanzierungsrunde eingestiegen, um die Weiterentwicklung des Transkatheter-Mitralklappen-Reparatursystems – so der technische Name – sowie die laufende First-in-Man-Studie mit frischem Kapital zu beschleunigen. CoreMedic mit Sitz in Radolfzell am Bodensee wurde als Spin-off des Herzzentrums der Universität Bern gegründet und von einer Gruppe erfahrener Medtech-Investoren getragen, der wir nun als neuer Wagniskapitalgeber beigetreten sind.
Mit CoreMedic ergänzen wir unser Portfolio um ein weiteres Start-up der Medizintechnik, ein Feld, das wir kennen und auf dem wir schon seit langem erfolgreich tätig sind.
Seit unserem Einstieg wurden bereits wichtige Schritte zur weiteren Unternehmensentwicklung unternommen: Die laufende First-in-Man-Studie, bei der bereits vor unserem Eintritt 4 Patienten erfolgreich minimalinvasiv behandelt wurden, konnte auf Studienzentren in Spanien ausgeweitet werden. Eine Operation des nun 5. Patienten an dem Universitätshospital Vigo in Spanien ist erfolgreich verlaufen. Wichtig dabei: Der Operateur konnte den Eingriff nach einem Training von lediglich fünf Stunden durchführen. Die kurze Einarbeitung ist für die spätere Marktdurchdringung des ChordArt-Verfahrens von Bedeutung. Und im Juli 2025 wurde nun bereits der 6. Patient erfolgreich behandelt und konnte nach nur 2 Tagen das Krankenhaus wieder verlassen.
Weitere Standorte für Operationen in Barcelona und Madrid sind kurz vor der Aktivierung und in anderen EU-Ländern in Vorbereitung. CoreMedic will mit der First-in-Human Studie zeigen, dass ihr Verfahren sicher ist sowie zur Reduzierung der Patientenbelastung und der Dauer und Komplexität des Eingriffs beiträgt. Damit wird der Zeitraum der Genesung der Patienten deutlich verkürzt.
Neben der First-in-Human Studie in Europa bereitet CoreMedic weitere Gespräche mit der FDA vor, um auch den Zulassungsprozess in den USA aufzunehmen und dort möglichst bald Patienten behandeln zu können.
Sollten die Operationen bei Hochrisikopatienten und asymptomatischen Patienten die angestrebten Ziele erreichen und zu dauerhaft wirksamen Ergebnissen führen, bietet sich dem neuen Behandlungskonzept ein erhebliches Marktpotenzial.
ChordArt könnte dann den aktuellen „Goldstandard“ – den Ersatz der Sehnenfäden durch eine Operation am offenen Herzen – ersetzen.
Der Markt für diesen möglichen innovativen Game Changer ist ausgesprochen groß. Pro Jahr werden heute etwa 100.000 Eingriffe zur Reparatur von Mitral-Klappen durchgeführt. Die Vision von CoreMedic ist also neben einer grundsätzlichen Verbesserung der operativen Kardiologie im Erfolgsfall auch ein sehr lukrativer Business Case.