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Biocrates – Auf dem Weg in die finanzielle Unabhängig­keit

Ein Kommentar von Dr. Matthias Kromayer, General Partner der MIG AG

Wachstum kostet Kraft, Zeit und Geld. Wenn aus einem Technologieentwickler wie Biocrates über die Jahre ein Produktunternehmen geworden ist, stehen Management und Mitarbeiter vor neuen Herausforderungen. Forscher müssen davon überzeugt werden, Biocrates‘ hoch innovative Kits in ihren Projekten zu nutzen. Manager in Industrieunternehmen müssen davon überzeugt werden, dass sie den Output – und damit die Rentabilität – ihrer FuE verbessern können, wenn sie auf Biocrates‘ Auftragsforschung zurückgreifen. Und strategische Partner müssen davon überzeugt werden, dass sie ihre eigenen Produkte besser im Paket mit den Lösungen aus dem Hause Biocrates verkaufen können. Selbst die besten Produkte im Markt erfordern einen enormen Aufwand, um erfolgreich vermarktet zu werden – jedes erfolgreiche Produktunternehmen kann ein Lied davon singen.

 

Im Fall des MIG-Portfoliounternehmens Biocrates heißt das konkret: Neue Vertriebsmitarbeiter einstellen und schulen, vor allem in den USA. Strategische Vertriebspartnerschaften abschließen für neue Märkte, vor allem für schnell wachsende wie China und Indien. Digitale Marketingkanäle einrichten, um weltweit Wissenschaftler auf höchstem Niveau mit Informationen und Angeboten zu versorgen und über digitale Vertriebskanäle als Kunden zu gewinnen. Und nicht zuletzt die internen Prozesse anpassen und verbessern. All dies kostet – richtig: Kraft, Zeit und Geld.

 

Bevor wir Ende 2017 der Fusion mit der BASF-Tochter Metanomics Health zustimmten, hatten wir gleich mehrere Synergien entdeckt. Zusammen können die Unternehmen ihren Kunden sogenanntes One-Stop-Shopping anbieten. In anderen Worten: Ein Industriekunde muss nicht mehr nach einzelnen Anbietern für verschiedene Technologien suchen, sondern bezieht alles aus einer Hand. Im Fall von Biocrates sind das zwei Technologien mit den schwer verständlichen Bezeichnungen „Broad Profiling“ und „Targeted Metabolomics“. Im Grunde bedeutet die erste, dass man mit ihr die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen erstmalig findet und mit der zweiten das Rezept hat, sie immer wieder gezielt aufzuspüren.

 

Weiterer Nutzen der Zusammenarbeit: Ähnlich wie Biocrates hat Metanomics Health eine Reihe von „Kochrezepten“ entwickelt, die sich auch in Produkte für Kunden weiterentwickeln lassen. Zuletzt die verlockendste Aussicht: Die frühere BASF-Tochter hat in den Jahren vor der Fusion nahezu ausschließlich in die Erforschung und Entwicklung so genannter Biomarker investiert. Das sind Hinweise auf Erkrankungen, die man direkt im Blut und anderen Körperflüssigkeiten finden kann. Daraus kann man neue Diagnostika entwickeln, beispielsweise zur Früherkennung ansonsten lebensbedrohlicher Erkrankungen. Unser Unternehmen will daraus ein attraktives Portfolio kommerziell verwertbarer Produkte aufbauen. Damit und den schon vermarkteten Produkten will Biocrates einen weiteren Schritt in Richtung globale Expansion gehen.

 

Wer jetzt meint, ein im Umsatz wachsendes High-tech-Unternehmen müsse irgendwann doch vom Wagniskapital unabhängig werden, liegt völlig richtig. Insofern ist die Finanzierungsrunde, an der sich einige MIG Fonds gerade bei Biocrates beteiligt haben, einfach der nächste Schritt auf dem Weg zur angestrebten Profitabilität. Natürlich ist nicht sicher, dass auf dem Weg dahin alles nach Plan läuft – aber die Weichen dafür sind gestellt.

 

Warum die Bewertung, zu der sich die Fonds jetzt an Biocrates beteiligen, unter der des Vorjahres liegt? Ganz einfach, weil im Jahr 1 nach der Fusion das Wachstum nicht so schnell stattfand wie geplant.

 

Gerade deshalb sind jedoch die neuen Investitionen gut angelegtes Kapital, wie wir glauben. Immerhin will und muss Biocrates jetzt kräftig wachsen.

 

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