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Glückauf! Neue MIG-Beteiligung Talpa digitalisiert Schwerindustrien

Ein Beitrag von Frederick Michna
Principal der MIG Capital AG

Jeden Tag konsumieren wir Produkte, deren Ursprung oft tief unter uns in der Erde liegt. Egal ob Dünger, Eisen oder auch die Rohstoffe für den technischen Fortschritt in der Automobil- oder Elektronikbranche – all das entspringt dem Bergbau. Trotz einer zunehmenden Kreislaufwirtschaft steigt der weltweite Bedarf für immer seltenere Bodenschätze.

Genau wie die Landwirtschaft, Logistik, Bauwirtschaft und Schwerindustrien funktioniert der Bergbau heute nur dank großer, teurer und hochkomplexer Spezialmaschinen. Durch ihren Einsatz unter extremen Bedingungen verursachen die Wartung und Reparatur dieser Maschinen oftmals über 60 Prozent der Anschaffungskosten. Ungeplante Ausfallzeiten können schnell mehrere Hunderttausend Euro kosten, falls dadurch die Produktion zum Stillstand kommt. Insgesamt summieren sich weltweit dadurch Verluste in der Branche in Milliardenhöhe.

Mit ihren Steuersystemen sind moderne Maschinen in Schwerindustrien jedoch mit Dutzenden Sensoren ausgestattet, die durch konstante Messungen täglich mehrere Gigabyte an Daten generieren. Heute werden diese Daten nicht oder nur kaum für den verbesserten Flottenbetrieb und eine höhere Anlagenverfügbarkeit genutzt.

Talpa Solutions: Industrial Intelligence für Schwerindustrien

Das Essener Start-Up Talpa Solutions (kurz „Talpa“) sammelt diese Daten, reichert sie an und nutzt Data Science Modelle und künstliche Intelligenz, um sie in Echtzeit zu analysieren und konkrete Empfehlungen zu liefern. Damit hilft das junge Unternehmen Flottenbetreibern und Maschinenherstellern, ihre Produktivität, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu verbessern.

Durch die Kombination und Interpretation von Daten verschiedener Sensoren kann Talpa auf seiner „Industrial Intelligence“ Plattform genau erkennen, was die einzelnen Maschinen in jedem Moment machen (Stillstand, laden/entladen, transportieren…). Dadurch können präzise Vorhersagen zum Verschleiß und Ausfall kritischer Teile erstellt werden, sodass Flottenbetreiber ihre Wartung genau steuern können.

Durch die volle Transparenz über den Zustand der Maschinen können Unternehmen der Schwerindustrie aber auch Produktivitätskennzahlen wie beispielsweise die geförderte Masse pro Stunde oder den Kraftstoffverbrauch pro geförderter Tonne verfolgen. Diese Informationen können wiederum für die Prozessoptimierung und gezielte Personalschulungen genutzt werden.

Doch nicht nur Flottenbetreiber ziehen aus dieser Lösung einen Mehrwert. Auch Maschinen- und Komponentenhersteller haben oft selbst nur beschränkte, interne Data-Science-Kompetenzen und sind daher sehr an den Daten, Analysen und Vorhersagen von Talpa interessiert. Damit gewinnen sie wertvolle Erkenntnisse für ihr After-Sales-Geschäft und vor allem für die künftige Produktentwicklung, indem sie die Stärken und Schwächen ihrer Maschinen in der Praxis nachverfolgen.

Acht Gründe für das Investment der MIG Fonds in Talpa

Das MIG-Investmentteam hat Talpa im Dezember 2022 kennengelernt und nach einer intensiven Prüfung im Rahmen einer 15 Mio. Euro Series-B-Finanzierungsrunde im März 2023 investiert. Damit war Talpa das erste Neuinvestment des Jahres. Vor allem folgende Gründe haben uns zu dieser Entscheidung bewogen:

  1. Großes Marktpotenzial: Die IoT- und Analytics-Lösung bietet einen klaren Mehrwert für Schwerindustrien, die weltweit mehr als 30 Millionen Fahrzeuge betreiben.
  2. Internationales & diverses Team: Das Team vereint Mitglieder aus 18 Ländern mit unterschiedlichsten Kompetenzen, von Data Science, Bergbauingenieurwesen, Vertrieb und mehr.
  3. Hohe Skalierbarkeit: Talpas Technologie verarbeitet heute schon mehr Datenpunkte pro Sekunde als die Deutsche Börse und ist auf exponentielles Wachstum ausgelegt.
  4. Intelligenter Ökosystem-Ansatz: Statt bestehende Marktteilnehmer anzugreifen setzt Talpa auf Partnerschaften und vereint alle Parteien mit der Plattform an einen Tisch.
  5. Starke Partnerschaften: Talpa arbeitet heute schon erfolgreich mit Deutz, GHH und weiteren führenden Maschinen- und Komponentenherstellern zusammen.
  6. Schnelles Wachstum: Aktuell verarbeitet die Plattform von Talpa Daten von über 450 angeschlossenen Fahrzeugen, die an Standorten auf fünf Kontinenten im Einsatz sind.
  7. Prominente, komplementäre Co-Investoren: Die MIG Fonds schließen sich einem schlagkräftigen Konsortium an, das mit Bosch Ventures, der HDI, der NRW-Bank, dem Gründerfonds Ruhr, dem High-Tech Gründerfonds, der RAG Stiftung sowie F-LOG Ventures strategische, regionale, öffentliche und unabhängige Investoren vereint.
  8. Klare Portfoliosynergien: Neben Konux, Wealthpilot und Temedica ist Talpa ein weiteres MIG-Portfoliounternehmen, das auf Big Data und Datenanalyse setzt und damit vom Austausch mit den anderen Start-Ups profitieren kann.

Bergbau-Investment in Zeiten von ESG

Laut Statistischem Bundesamt entfallen im Wirtschaftszweig Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden pro 1.000 Euro Bruttowertschöpfung über 900 Kilogramm CO2 an. Damit ist dies eine der emissionsstärksten Branchen in Deutschland. Durch die Lösung von Talpa können Unternehmen in dieser Branche zum Beispiel ihren Kraftstoffverbrauch reduzieren, die Lebenszeit ihrer Maschinen erhöhen und den Maschineneinsatz reduzieren, indem sie die Produktivität verbessern. Damit leistet Talpa einen Beitrag dazu, Schwerindustrien Stück für Stück zu modernisieren und nachhaltiger zu gestalten.

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P.S.: Wussten Sie, dass der Name „Talpa“ aus dem Lateinischem stammt und „Maulwurf“ bedeutet? Der Begriff Maulwurf ist traditionell der Spitzname für Bergleute, die meist untertage arbeiten und dort Tunnel und Schächte graben. Darüber hinaus wurden im Ruhrgebiet (und anderen Bergbauregionen) oft in Maulwurfshaufen nach Kohlestücken gesucht, die ein Indikator für darunter liegende Kohlenflöze waren.

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